Im Nordosten des Negev liegt das Tote Meer, das bei uns vor allem durch Fotos von auf dem Rücken im Wasser liegenden, Zeitung lesenden Urlaubern bekannt ist. Ich wollte das aber aus Prinzip nicht glauben, bis ich nicht selbst im Wasser war, und diese Erfahrung gemacht habe. Und es war ein Riesenspaß. Ermöglicht wird das auf dem Wasser liegen durch den hohen Salzgehalt von 25-30%, der etwa der zehnfache des Mittelmeers ist. Deshalb können im Toten Meer weder Pflanzen noch Tiere leben, was ihm auch den Namen gibt. Das Tote Meer liegt 398 Meter unterhalb des Meeresspiegels und ist damit der am tiefsten gelegene Punkt auf der Erdoberfläche. Es hat eine Länge von 76 km und eine Breite von 16 km. Im südlichen Teil ist es 4 bis 6 Meter tief, im nördlichen Teil bis zu 433 Meter. Sein wichtigster Zufluß ist der Jordan, einen Abfluß hat es nicht. Da es aber durch die hohen Temperaturen eine starke Verdunstung hat, ist die Höhe des Wasserspiegels seit langer Zeit konstant. Im südlichen Meerbecken ist der Salzgehalt höher als im Norden, was dazu geführt hat, das sich dort viele bizarre Salzsteinformationen gebildet haben, die hoch aus dem Wasser aufragen, und ein außergewöhnliches Naturschauspiel darstellen. Das Tote Meer ist allerdings nicht nur sehr salzhaltig, sondern hat die höchste Konzentration an Mineralien wie Brom, Magnesium, Kalium und Jod und große Asphaltvorkommen, die schon von den Ägyptern und Nabatäern genutzt wurden. Heute gewinnt man hier industriell Brom und Pottasche. Mitten durch das Tote Meer geht die israelisch-jordanische Grenze, so daß die Berge, die man am anderen Ufer sieht, bereits zu Jordanien gehören. Diese lassen sich besonders gut von einer der höher gelegenen Orte betrachten, wie zum Beispiel dem Gipfelplateau, auf dem sich die Überreste der Bergfestung Massada befinden. Dieses 600 Meter lange und zwischen 130 und 240 Meter breite Plateau war wie geschaffen für eine Festung, aber erst Herodes ließ diese Burg bauen, die er als Befestigung gegen Ägypten, als möglichen Rückzugsort bei innenpolitischen Problemen und als Winterresidenz nutzen wollte. Als im Jahr 66 v. Chr. der große jüdische Aufstand gegen Rom ausbrach, wurde die Festung durch die kriegsführenden Zeloten besetzt, die sich hier gegen die römischen Belagerer verschanzten und sich bis 72 n. Chr. halten konnten. Um diese uneinnehmbare Festung erobern zu können, schütteten die Römer am Westhang einen Damm auf, um die Höhe der Befestigungsmauern zu erreichen. Die eingeschlossenen 967 Männer, Frauen und Kinder waren der Übermacht nun nicht mehr gewachsen, doch um den Römern den Ruhm des Sieges nicht zu überlassen, bestimmten sie durch das Los zehn ihrer eigenen Männer, die erst die Übrigen ihrer eigenen Gruppe und dann sich selbst töteten. Als die Römer die Mauern stürmten, waren die Verteidiger bereits tot. Nur zwei Frauen und fünf Kinder, die sich während des geschilderten Geschehens versteckt hielten, überlebten. Für den israelischen Staat wurde Massada zum Symbol seines Verteidigungswillens, und hier sprechen die israelischen Soldaten ihren Eid, in dem es unter anderem heißt: "Nie wieder darf Massada fallen". Von hier oben hat man einen sehr schönen Blick auf die umliegenden Felsmassive, über das Tote Meer und die dahinterliegenden jordanischen Berge. Nicht weit von Massada im Norden liegt die wunderbar-grüne Oase En Gedi. Auf dem Weg zu der 200 Meter über dem Toten Meer gelegenen Quelle kommt man vorbei an Wasserfällen und einer Unmenge subtropischer Pflanzen. In dieser Gegend leben Steinböcke, Hyänen, Leoparden und sehr viele verschiedene Vogelarten. Auf dem Hügel oberhalb der Quelle befinden sich die Grundmauern eines Tempels aus der Kreidezeit, um 4000 v. Chr. und in dessen Nähe ein kleiner, von den Zweigen einiger alter Bäume überdachter Teich, der bei unserem Besuch zu einer ausgedehnten Pause aufforderte.