Beer Sheva liegt an der Grenze des Ackerlands im Norden und der beginnenden trockenen Wüstenlandschaft im Süden. Die älteste in der Umgebung gefundene Siedlung ist eine chalkolithische aus dem 4.Jahrtausend v. Chr., in der Halbnomaden lebten. Wie einige andere Städte in Israel auch, ist das neue Beer Sheva nicht direkt auf dem Gebiet der antiken Stadt dieses Namens gebaut. Diese lag etwa 6 km südöstlich der heutigen Stadt und entstand um 1100 v. Chr. als eine Stadt der Israeliten. Vom 2. Jahr- hundert v. Chr. bis ins 7.Jahrhundert n. Chr. nutzten nacheinander erst die Makkabäer, dann die Römer und später die Byzantiner Beer Sheva als Garnison für ihre Truppen. Danach lebte lange Zeit niemand dort. Nur die Brunnen wurden als Treffpunkt von Beduinen mit ihren Herden genutzt. Ein neuer Anfang kam erst um 1900, als die türkischen Herrscher über dieses Land hier ein Verwaltungszentrum für die Beduinen des Negev aufbauten. Anfang dieses Jahrhunderts entstand in deren Auftrag die jetzige Altstadt Beer Shevas und der Beduinenmarkt. Zu dieser Zeit siedelten sich hier auch Juden an, die den Ort aber während der arabischen Unruhen 1929 wieder verließen und erst nach der Unabhängigkeit 1948 wieder zurückkamen. Nördlich der Altstadt entstanden große Wohnviertel und im Osten Industrieanlagen, in denen die Rohstoffe aus dem Negev verarbeitet werden. Beer Sheva hat sich inzwischen zu einer der größten Städte des Landes und zur Hauptstadt des Negev entwickelt und erhält zusätzliche Bedeutung durch seine Universität. Am interessantesten und lebendigsten ist noch immer die Altstadt und ihre Umgebung. Insbesondere in und um die Markthallen herrscht ein buntes Treiben und Handeln bis in die Abendstunden. Zu diesen Zeiten sind hier besonders schöne Lichtstimmungen durch die unterschiedlichen Beleuchtungen der verschiedenen Stände zu beobachten. Der Großteil des Beduinenmarktes, der donnerstags stattfindet, ist inzwischen an den nördlichen Stadtrand verlegt und sehr kommerziell geworden. Der kleine noch verbliebene Teil unterhalb der Markthallen hat weitaus mehr ursprünglichen Charakter. Sehr interessant für mich war auch der ebenfalls donnerstags früh morgens abgehaltene Kamelmarkt südlich etwas außerhalb der Stadt. Hier war zwar kein Kamel zu sehen, aber dafür in erheblichen Mengen Ziegen und Schafe, mit denen die Beduinen hier handelten, und die sich alsbald auf den Ladeflächen ihrer Wagen drängten. Noch etwas weiter vom Stadtrand entfernt haben viele Beduinen ihre großen, schwarzen Zelte aufgeschlagen. Ein wirkliches Nomadenleben wird nur noch von sehr wenigen, meist sehr armen Gruppen geführt. Etwa die Hälfte der im Negev lebenden Beduinen sind inzwischen seßhaft geworden und leben in Häusern, haben aber in der Mehrzahl ihr traditionelles Zelt noch vor dem Haus aufgeschlagen. Die modernen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen zwingen sie, ihr traditionsreiches Nomadentum aufzugeben, wenn sie überleben wollen. Einen Einblick in das ursprüngliche Beduinenleben vermittelt das 1985 gegründete Beduinenmuseum "Joe Alon", das 20 km nordöstlich von Beer Sheba im Kibbuz Lahav sein Zuhause hat. Dort sind viele Gegenstände des täglichen Lebens der Beduinen wie Kleidung, Haushaltsgeräte und Werkzeuge, aber auch Schmuck und Gewänder für festliche Anlässe wie zum Beispiel Hochzeiten ausgestellt. Außerdem bemüht man sich dort, dem Besucher die Traditionen, Kunst und Kultur der verschiedenen Beduinenstämme des Sinai und der Negev-Wüste nahezubringen und in Erinnerung zu behalten. Eine Tradition ganz anderer Art, und bei weitem nicht so alt, sind in Israel die Kibbuzim. Diese Tradition stammt aus der Zeit der großen Einwanderungswellen aus Polen und Rußland zu Beginn des 20.Jahrhunderts und beruht auf einem sozialistischen Grundgedanken. Ein Kibbuz ist eine gemeinschaftliche Siedlungsform, die hauptsächlich landwirtschaftlich orientiert ist, und in der Grund und Boden, Maschinen und Industrieanlagen allen Mitgliedern gehören und kollektiv verwaltet werden. Prinzip ist, daß jeder nach seinen Fähigkeiten leistet und nach seinen Bedürfnissen bekommt. Es gibt weder Privateigentum, noch Geld oder zusätzliche Entlohnungen. Dienstleistungen werden im Wechsel von allen Mitgliedern geleistet, und mehrere Kibbuzim unterhalten zusammen eine Schule, die bis zum Abitur führt. Gut 3% aller Israelis leben in Kibbuzim, von denen es etwa 250 im Land gibt. In einem einzelnen Kibbuz leben zwischen 200 und 2000 erwachsene Mitglieder und deren Kinder, und manchmal auch deren Eltern und Großeltern. Eines der in der weiteren Umgebung von Beer Sheva gelegenen Kibbuzim ist das Kibbuz Dorot im Norden. es wurde 1941 von Mitgliedern der zionistischen Jugendbewegungen gegründet, die zwischen 1932 und 1935 aus Deutschland kamen und in das damalige Palästina einwanderten. Ihnen schlossen sich verschiedene Gruppen anderer Einwanderer an, und gemeinsam bauten sie das Dorf auf. Mit den umliegenden arabischen Dörfern und Beduinenlagern knüpften sie gute nachbarliche Beziehungen an. Wegen der trockenen klimatischen Verhältnisse begannen sie, auch andere Wirtschaftszweige zu entwickeln und produzieren heute neben landwirtschaftlichen Artikeln Wasserhähne in einer eigenen Giesserei,sowie Schmuck, Haushaltsartikel und Kinderspielzeug. Gründervater dieses Kibbuz ist der israelische Autor Arie Efrat, der aus Wuppertal-Elberfeld stammt.